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einen großen Eindruck auf sie machte. Und sie augenscheinlich auch auf ihn, wenn auch
einen eher negativen. Das war deutlich zu merken. Doch Mel schienen die Spannungen
nicht aufzufallen, die zwischen den beiden Menschen herrschten, die ihm die wichtigsten
auf der Welt waren, wie er immer wieder betonte. Schlimmer noch, er bestand darauf,
dass Rodrigo sie immer begleitete. Dabei prahlte er damit, welchen Erfolg sein Freund bei
Frauen hätte. Und obwohl Cybele Rodrigo wegen seines Frauenverschleißes ablehnte,
fühlte sie sich geradezu magisch zu ihm hingezogen. Deshalb löste sie die Verlobung mit
seinem besten Freund, da sie fürchtete, dass das nur zu Komplikationen führen könnte.
Unmittelbar danach hatte Mel den Autounfall und blieb von der Taille abwärts gelähmt.
Er machte Cybele Vorwürfe und meinte, sie sei schuld an dem Unfall und daran, dass er
jetzt ein Krüppel war. Schließlich sei er vor Enttäuschung wie von Sinnen gewesen.
Gepeinigt von ihrem schlechten Gewissen, machte sie die Lösung der Verlobung wieder
rückgängig, und einen Monat nachdem Mel aus dem Krankenhaus entlassen worden war,
heirateten sie. Bei der Zeremonie waren nur seine Eltern anwesend. Rodrigo war nach
Spanien abgereist, nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nichts mehr für seinen
Freund tun konnte.
Obgleich Cybele sich nach Kräften bemühte, das Leben mit Mel angenehm zu
gestalten, war sie oft am Verzweifeln. Mel war verbittert und launisch. Und obwohl sie sich
von einem Spezialisten hatten beraten lassen, wie sie ihr Sexleben gestalten könnten,
fühlte Mel sich dazu nicht in der Lage. Cybele war im Grunde froh, denn sie vermisste
nicht, was sie bisher nicht gekannt hatte, und versuchte weiterhin, Mels Lebensmut zu
stärken.
Als Rodrigo wiederkam, wurde es mit Mel noch schlimmer. Sie sprach ihn auf sein
unmögliches Verhalten an, und er gab zu, dass ihn die Gegenwart eines gesunden
Mannes, und das war besonders bei Rodrigo der Fall, demütigte, ja, richtiggehend
erniedrigte. Aber er könne auf den Freund nicht verzichten, denn der sei der beste
Neurochirurg, und wenn ihm jemand helfen könne, dann sei es Rodrigo.
Aber noch etwas anderes beschäftigte Mel. Er hoffe zwar, so sagte er, dass er eines
Tages auch seinen ehelichen Pflichten wieder nachkommen könne. Aber da er nicht
wisse, wann, sehnte er sich nach etwas, das eine engere Verbindung schaffen würde,
zusätzlich zu Cybeles Gefühl für Pflicht und Anstand. Ein Kind.
Sie wusste sofort, dass er sie prüfen wollte. Doch dass er sich zu einem solchen Schritt
entschlossen hatte, verstärkte ihre Schuldgefühle nur noch mehr. Vielleicht würde er sich
wieder mehr als Mann fühlen, wenn er ein Kind gezeugt hätte, wenn auch auf künstlichem
Wege. Aber konnte sie es einem Kind zumuten, in einer so schwierigen Ehe
aufzuwachsen? Doch ihr schlechtes Gewissen siegte, und nachdem ihre Mutter ihr
versprochen hatte, sie zu unterstützen, erklärte sie sich bereit.
Bereits eine Woche später wurde bestätigt, dass die künstliche Befruchtung geklappt
hätte. Doch anstatt sich zu beruhigen und sich vielleicht sogar auf das Kind zu freuen,
wurde Mel immer unleidlicher. Als sie ihn deshalb zur Rede stellte, weil sie sein Verhalten
nicht mehr aushielt, entschuldigte er sich. Irgendwie halte er den Druck nicht mehr aus, er
brauche dringend Erholung und müsse mal aus allem raus. Doch als er sagte, er wolle auf
Rodrigos Landsitz Urlaub machen, war sie entsetzt.
Da sie ihm den wahren Grund nicht nennen konnte, waren ihre Einwände nur
halbherzig, und so musste sie schließlich tun, was er wollte. Vor allem weil er betonte,
dass Rodrigo an ihm ein paar Tests vornehmen wollte, um zu sehen, ob eine Operation
ihm helfen könnte, die Beine wieder zu gebrauchen. Das konnte Cybele natürlich nicht
ablehnen.
Rodrigo hatte ihnen einen Wagen zum Flugplatz in Barcelona geschickt, von dem Mel
sich aber nur zu dem kleinen Privatflugplatz bringen ließ, wo er seine eigene Maschine
stehen hatte. Auf Cybeles Einwände hin meinte er nur, um sein Flugzeug zu steuern,
brauche er die Beine nicht, und er könne für kurze Zeit vergessen, dass er ein Krüppel
war. So stimmte Cybele schweren Herzens zu.
Doch während des Fluges verschlechterte sich seine Laune immer mehr. Er machte
Cybele Vorwürfe und beschimpfte sie auf die widerlichste Art und Weise. Sie hielt den
Mund, nahm sich aber vor, ihn zur Rede zu stellen, sowie sie gelandet waren. Dass ihre
Ehe nicht funktioniere, würde sie ihm sagen, und zwar nicht wegen seiner Behinderung,
sondern wegen seines Wesens. Zwei Seelen schienen in seiner Brust zu wohnen, und die,
die sie bisher geliebt und geachtet hatte, war nicht mehr wiederzufinden. Unter der
Bedingung könnte sie nicht mehr mit ihm zusammenleben.
Doch sie waren nie gelandet.
Genauso war es gewesen. Als sie mit den grauenhaften Erinnerungen an das letzte
Jahr wieder in der Gegenwart angekommen war, war Cybele völlig erschöpft. Die Tränen
strömten ihr über die Wangen, und sie schmiegte sich an Rodrigos Brust.  Dann kannst
du dich jetzt wieder an alles erinnern , hörte sie seine beruhigende Stimme. Langsam hob
sie den Kopf und sah den geliebten Mann an.  Ja , flüsterte sie.
Zärtlich küsste er sie auf die bebenden Augenlider.  Das ist gut.
 Aber das ist nur meine Version der Geschichte. Wie hast du das alles erlebt?
Er atmete tief durch.  Als ich dich da auf dem Wohltätigkeitsball sah, wusste ich sofort,
dass es Schicksal war. Ich habe es gleich Ramón erzählt, der meinte, wenn ihm jemand
anderer so etwas erzählt hätte, hätte er ihn nur ausgelacht. Aber ich wisse ja immer so
genau, was gut für mich sei, und so sollte ich nicht zögern, sondern gleich zu dir gehen.
Aber dann fiel der Mann in Ohnmacht, und du kamst ihm zu Hilfe und warst plötzlich
verschwunden. Und ich wurde wegen irgendwelcher dringenden Fälle abberufen und
musste nach Barcelona zurück. Ramón versprach mir noch, sich nach dir zu erkundigen.
Er seufzte.  In den letzten achtzehn Monaten habe ich versucht, das zu unterdrücken,
was ich instinktiv wusste und doch nicht zugeben wollte. Aber je besser ich dich
kennenlernte und je mehr Widersprüchlichkeiten ich seit dem Unfall entdeckte, desto
schwerer fällt es mir, über das hinwegzusehen, was ich eigentlich weiß. An dem Tag, an
dem wir uns das erste Mal begegneten, war auch Mel anwesend. Und nicht nur das, er
stand direkt hinter mir und hat ganz sicher mitbekommen, was ich zu Ramón sagte.
Offenbar hat er in diesem Augenblick beschlossen, dich mir wegzunehmen. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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